Dr. Siegfried Stuffer gestorben: Das verdienstvollste Urgestein der linken und heimatbewussten Südtiroler Polit-Landschaft

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Siegfried Stuffer (1937 – 2025), der Gründer der Brücke, eines der führenden Blätter der 68-Bewegung und wohl profilierester Politiker der heimatbewussten Linken, ist tot. Er ist nach schwerer Krankheit am 27. Oktober 2025 im Alter von 88 Jahren im Pflegeheim in Firmian in Bozen gestorben.Das teilt mit großer Trauer der Obmann des Südtiroler Heimatbundes Roland Lang mit.

Ich erinnere mich noch gut an mein erstes Treffen mit Siegfried Stuffer 2011 im Stadthotel in Bozen. Wahrscheinlich bemerkte er meine Skepsis ihm gegenüber, was ihn grinsend zur Bemerkung veranlasste, Roland, auch Linke können gute Patrioten sein. Hier kurz ein kleiner Einblick in seit bewegtes Leben.

Der 1937 zwei Jahre vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkriges geborene Siegfried Stuffer stammte aus einer, armen Südtiroler Bergbauernfamilie. Seine frühersten Kindheitserfahrungen wurden von Krieg und der unmittelbaren Nachkriegszeit geprägt. Wie Siegfried Stuffer einmal selbst schrieb, hatte er bereits als junger Bub „am eigenen Leib die Last, Zwänge und die Bitterkeit als Angehöriger einer, durch den italienischen Faschismus und den Nachfolgeregierungen schwer getroffenen fremdsprachlichen und fremdkulturellen Minderheit.“

Während seines Hochschulstudiums in Germanistik und Geschichte in Wien war Stuffer Kulturreferent der Südtiroler Hochschülerschaft und Redakteur der Stundenzeitung „Der Skolast“. Zugleich gründete er die Südtiroler Kulturzeitschrift „Die Brücke“, die in den 68er Jahren das Potential der europäischen Aufbruchstimmung ins kleinere, ruhige Gebirgsland hineinwirbelte und anderseits für einen Dialog mit den demokratisch und antinationalistisch gesinnten Italienern eintrat. Keine leichte Sache, wie Stuffer immer wieder erzählte.

Stuffer engagierte sich dann in der Sozialdemokratischen Partei Südtirols, in der Landesorganisation der Kommunistischen Partei und später in der Union für Südtirol/Südtiroler Freiheit. Nach den Wirren infolge des internen Vertrauensbruches 1992 half Siegfried Stuffer als zuverlässiger und umsichtiger Sekretär der damaligen Landtagsabgeordneten Alfons Benedikter und Eva Klotz bei der Überbrückung von drei schwierigen Jahren.

In seinem Wohnort Gufidaun hatte er sich gegen den amtlich beschlossenen Abruch des mittelalterlichen Hohen Hauses eingesetzt. Zudem ist es nicht wenig sein Verdienst, wenn die unter Österreich gebaute Talferbrücke in Bozen heute noch besteht. Zur Erhaltung dieser historischen Talferbücke hatte Siegfried Stuffer mit Harald Tschörner, dem ehemaligen Bürgermeister Oswald Ellecosta und dem Rechtsanwalt und Historiker Ludwig Walter Regele eine eigene Bewegung aufgebaut. Bei einer Demonstration war Stuffer auf der Brücke wegen seines Einsatzes von italophilen Linkslinken angepöbelt worden. Das hatte er nie mehr vergessen.

Siegfried Stuffer war auch ein Urgestein der Südtiroler Gewerkschaftsbewegung. Für viele Jahre leitete er die Südtiroler Schulgewerkschaft im AGB/CGIL. Er war einer der Sperrspitzen gegen die Grün-Alternativen Südtirols und allgemein gegen die Linksradikalen, die er als Steigbügelhalter des italienischen Nationalismus bezeichnete.

Mit dem Gewerkschaftsvorsitzenden Günther Rauch war er einer der Köpfe für die gewerkschaftliche Erstarkung der Südtiroler Arbeiterschaft und der Anstrebung einer neuen Südtiroler Einheitsgewerkschaft. Zugleich engagierte sich Stuffer im antifaschistischen und patriotischen politischen Lager. So marschierte er in vorderster Reihe mit den Schützen gegen das Siegesdenkmal und für die Beseitigung der faschistischen Ortsnamen.

Seit 2013 war er Mitglied des Südtiroler Heimatbundes. 2014 unterschrieb er bei einer Veranstaltung in Vahrn die Petition für die Selbstbestimmung Südtirols. In jenem Jahr verließ Stuffer aus gesundheitlichen Gründen seine Heimstätte in Gufidaun und wohnte in Bozen, wo er seit längerer Zeit im privaten Pflegeheim Firmian betreut wurde.

Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes

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