Am kommenden Samstag, 26. September, wird im „Spazio sociale ROCKaFORTE“, dem Treffpunkt der faschistischen Vereinigung Casa Pound in der Battististraße in Bozen, das Buch „Fascismo – Stato sociale o dittatura?“ (Faschismus – Sozialstaat oder Diktatur?) vorgestellt. Hauptautorin ist Martina Mussolini, eine Urenkelin des faschistischen Diktators Benito Mussolini.
Die im Titel dieses Buches gestellte Frage beantwortet Martina Mussolini in eindeutiger Weise: Der Faschismus war laut ihrer Theorie keine Diktatur, sondern ein Sozialstaat, ja er war sogar eine der „interessantesten politischen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts“. Eine Diktatur sei es schon deswegen nicht gewesen, weil es ja den König gab und Mussolini „nur“ Ministerpräsident war. Heute würden schreckliche Dinge über den Faschismus erzählt, meint Martina Mussolini; in Wirklichkeit sei das faschistische Italien ein fürsorgender Sozialstaat gewesen, der die Mütter mit Kinderhorten unterstützt und den Arbeitern einen vollkommenen Schutz geboten habe.
Der faschistische Staat sei ganz im Dienste der Bürger gestanden, die Visionen ihres faschistischen Urgroßvaters seien großartig gewesen. Anstatt immer nur Negatives über den Faschismus zu sagen, solle man die positiven Seiten hervorheben. Das hat Martina Mussolini mit diesem Buch versucht.
Die Äußerungen der Mussolini-Urenkelin kommentieren sich eigentlich von selbst, sollten aber dennoch nicht kommentarlos hingenommen werden. Sie sind nämlich eine Beleidigung für die Millionen Opfer, die der Größenwahn des faschistischen Diktators gefordert hat, der plötzlich als treusorgender Familienvater dargestellt wird, obwohl er selbst seine erste Ehefrau und den gemeinsamen Sohn hat ermorden lassen.
Die Erklärungen sind eine Beleidigung für die vielen unschuldigen Opfer, die im Namen des italienischen Faschismus in Äthiopien mit Giftgas umgebracht, in Spanien bei lebendigem Leibe verbrannt, am Balkan in Konzentrationslagern ermordet oder in Italien als Dissidenten beseitigt wurden, um nur einige Beispiele zu nennen.
Die Vorstellung dieses Buches in Bozen ist auch eine Beleidigung für die Südtiroler, die unter dem Faschismus als Volksgruppe beinahe ausgerottet worden wären. Die Buchvorstellung in Bozen, bei der Casa-Pound-Gemeinderat Bonazza den Hausherren spielt, ist somit eine Beleidigung und Herausforderung für alle demokratisch denkenden Menschen.
Für den Südtiroler Heimatbund
Hartmuth Staffler
2 Kommentare
Dieses Buch ist wirklich eine Beleidigung für alle aufrichtigen Demokraten. Zur Zeit erarbeite ich mir auf dem Hintergrund der Flüchtlingsinvasion das Schicksal der Optanden von 1939. Wie oft musste ich heute von Gutmenschen hören, dass kein Flüchtling freiwillig seine Heimat verlässt und gar unter Lebensgefahr das Meer überquert. Und was war damals mit den Südtirolern, die aufgrund des Hitler-Mussolini-Paktes („Tiroler verrecke!“ ) nach Deutschland auswanderten, weil sie nicht ins südlichste Italien wollten? Die Männer wurden von Hitler an die Front geschickt, wo viele ihr Leben ließen. Als die Kriegerwitwen mit ihren Kindern nach dem Krieg nach Südtirol heimkehrten, blieb vielfach der Makel „Optand“ zu sein an ihnen haften. Und dann ständig noch diese faschistischen Denkmäler in der eigenen Heimat zu haben, muss eine große seelische Belastung für diese Heimkehrer gewesen sein.
Das faschistische Italien unterstützte die Arbeiter.
Ja so kann man es auch erzählen .
Ganz sicherlich die Bauarbeiter.
Die während dem Krieg Bunker und Kasernen bauten.
Nach dem Krieg und Sturz des Faschimus zahllose zerstörte Häuser wieder aufbauen konnten.
Ein schöner Arbeitgeber.