Als 1953 Italien das Selbstbestimmungsrecht für Triest forderte, erhob die unter der Leitung des Kanonikus Michael Gamper stehende Tageszeitung „Dolomiten“ ebenfalls ihre Stimme, so Roland Lang, Obmann des Südtiroler Heimatbundes. Mit einem großen Artikel auf ihrer Titelseite leisteten die „Dolomiten“ am 10. Oktober 1953 einen herausragenden Beitrag zur öffentlichen Erörterung des Selbstbestimmungsrechtes.
Die „Dolomiten“ schrieben damals unter dem Titel „10. Oktober 1920 – Eine zeitgemäße Erinnerung: Am 10. Oktober 1920 hat unser damals von den Jugoslawen bedrängtes Nachbarland Kärnten in einer Volksabstimmung sich zum österreichischen Vaterland bekennen und für den Verbleib bei diesem entscheiden können. Am gleichen Tage wurde unsere Heimat, ohne dass ihre Bevölkerung befragt worden wäre, durch den formellen Annexionsakt Italien eingegliedert.“
Sowohl Kärnten wie Südtirol hätten damals auf das von den Siegermächten feierlich verkündete Recht der Selbstbestimmung gebaut. Während die Kärntner sich dieses im Abwehrkampf mit der Waffe in der Hand unter Opfern erkämpfen konnten, blieb dem völlig entwaffneten und von der übermächtigen italienischen Armee besetzten Südtirol diese Möglichkeit verwehrt.
In Appellen an den amerikanischen Präsidenten Wilson und an das römische Parlament hatten sodann sämtliche deutsche und ladinische Gemeinden Südtirols vergeblich gefordert, dass man ihnen das Selbstbestimmungsrecht nicht versagen möge. Als ob man die tragischen Ereignisse des Freiheitskampfes der 1960er Jahre bereits geahnt hätte, hatte es in dem Appell an Wilson geheißen: „Lassen Sie nicht zu, dass unser Land … gewaltsam Fesseln wieder sprengen muss, die man ihm jetzt schmiedet.“
Am 10. Oktober, in Kärnten ein Tag der Freude, „wehten in unserem Land die Trauerfahnen“, berichteten die „Dolomiten“ in ihrem Rückblick.
An diesem 10. Oktober 1920 erließen alle drei Südtiroler Parteien, einschließlich der Sozialdemokraten, einen Aufruf, in dem es hieß: „Wir Südtiroler haben die unerschütterliche Hoffnung, dass der Tag kommen wird, an welchem uns Gerechtigkeit und weitschauende Politik die nationale Befreiung bringen wird.“
Wie die „Dolomiten“ weiter berichteten, legte der Südtiroler Parlamentsabgeordnete Willi von Walther im Namen seiner Landsleute am 21. Juni 1921 in der römischen Abgeordnetenkammer eine „förmliche Rechtsverwahrung“ gegen den „Akt der Unterdrückung“ der Verweigerung des Selbstbestimmungsrechtes ein.
Abschließend verwiesen die „Dolomiten“ in ihrem Artikel auf die „Allgemeingültigkeit und Unteilbarkeit“ des Selbstbestimmungsrechtes und gaben der Hoffnung Ausdruck, „dass unserem Volke nicht für immer jene Zukunft versperrt bleibt, zu der es freudigen Herzens ja sagen kann.“
Diesem von Kanonikus Michael Gamper veröffentlichten und wahrscheinlich sogar von ihm selbst verfassten Bekenntnis können wir uns auch heute aus ganzem Herzen anschließen – in dankbarer Erinnerung an diesen unermüdlichen Streiter für Recht und Gerechtigkeit, schließt Roland Lang.