Freiheitskämpfer war kein Mörder

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In der Südtiroler Tageszeitung vom Donnerstag, den 6. Februar 2025 wird im Bericht über den Tod des Freiheitskämpfers Sepp Forer auch die längst widerlegte Vermutung erwähnt, dass den Puschtra Buibm der Mord an Vittorio Tiralongo angelastet werde. „Den Puschtra Buibm wurde die Ermordung des Carabinieri-Beamten Vittorio Tiralongo in Mühlen angelastet. Sie wurden in Abwesenheit zu lebenslanger Haft verurteilt“ schreibt ein Tageszeitungsjournalist vermutlich ohne Hintergrundwissen und stempelt damit die vier Freiheitskämpfer zu vermuteten Mördern.

Blicken wir zurück: Am 3. September 1964 war der Carabiniere Vittorio Tiralongo durch das Fenster der Mühlwalder Kaserne erschossen worden. Es war die Zeit des Südtiroler Freiheitskampfes. Italienische Medien lasteten den heimtückischen Mord umgehend den vier „Puschtra Buam“ – Siegfried Steger, Josef Forer, Erich Oberleiter und Heinrich Oberlechner – an.

Diese haben die Mordtat jedoch stets bestritten. Der damals kommandierende General der Carabinieri, Giovanni De Lorenzo, soll den Mord an Tiralongo laut gängiger Zeitgeschichtsschreibung zum Vorwand genommen haben, um Südtirol- Aktivisten durch gedungene Mörder eliminieren zu lassen. Tatsächlich erschoss der Auftragsmörder Christian Kerbler 3 Tage später in der Nacht von 6. auf 7. September 1964 den Südtiroler Freiheitskämpfer Luis Amplatz im Schlaf.

Am 7. September 2009 berichteten die „Dolomiten“: „Der Mord am Carabiniere Vittorio Tiralongo im Jahr 1964 wurde nie restlos aufgeklärt – jetzt gibt es eine neue Spur. Der frühere Carabiniere Bruno Budroni geht davon aus, dass ein Streit unter Carabinieri die Bluttat auslöste und die „Puschtra Buam“ mit dem Mord nichts zu tun haben.“

Kurz vor seinem Tod hatte Tiralongo bei einem Treffen noch zu Budroni gesagt, er habe in der Kaserne „Probleme“. Budroni: „Ich kann jetzt nicht zu sehr ins Detail gehen, was Tiralongo mit diesen Problemen meinte. Nur wenige Minuten später ist es passiert: Er schaffte es gerade noch bis zur Kaserne und dann wurde er erschossen.“

Budroni berichtete weiters: „Ich habe meine Version schon damals erzählt. Wenn man ihr keine Bedeutung schenkte, so deshalb, weil etwas Politisches dahintersteckte.“

Auch in dem Fernsehfilm „Unter unserem Himmel“ des Bayerischen Rundfunks, hatte Budroni seine Kenntnisse über den Fall Tiralongo erzählt.

Auf diese Aussagen hin verkündete der italienische Leitende Staatsanwalt Rispoli, dass er den Fall Tiralongo erneut untersuchen wolle. Dann hörte man nichts mehr, bis die italienische Tageszeitung „Alto Adige“ am 13. Dezember 2011 berichtete, dass die Ermittlung eingestellt und der Fall archiviert werde.

Budronis Aussagen hatten – für Südtiroler wenig überraschend – keine Änderung der offiziellen Haltung bewirkt. Am 28. Oktober 2023 ist der ehemalige Carabiniere Bruno Budroni im Alter von 85 Jahren nach langer Krankheit in Südtirol verstorben.

Er war ein gerecht denkender Mann, der durch seine in der Tageszeitung „Dolomiten“ am 7. September 2009 und in anderen Medien veröffentlichte Aussage Licht in eine dunkle Affäre gebracht hat.

Wir sind ihm aber dafür dankbar, dass er Mut gezeigt hatte und seinem Gewissen gefolgt war. Er hat damit großen Mut bewiesen und wahrscheinlich dafür auch berufliche Nachteile in Kauf genommen, so SHB-Obmann Roland Lang.

Tatsache ist, dass gegen die Puschtra Buibm nie eine Mordanklage erhoben wurde und ein italienischer Staatspräsident sicher nicht Heinrich Oberleiter begnadigt hätte, wenn er an dessen Schuld geglaubt hätte!

Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes

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