Gedenkfeier in Saltaus: „Luis Amplatz lebt in unsereren Herzen fort“

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Knapp 400 Personen nahmen den mehrstündigen Aufstieg zur Brunner Mahder oberhalb von Saltaus in Kauf, um am Tatort des Mordes des Freiheitskämpfers Luis Amplatz zu gedenken. Der Grieser Schützenleutnant war hier in den frühen Morgenstunden des 7. September 1964 von Christian Kerbler, einem Agenten des italienischen Geheimdienstes, erschossen worden.

Um 11 Uhr eröffnete ein Feldgottesdienst, zelebriert von Pater Reinald Romaner und Pater Christoph Waldner OT die Gedenkfeier. Musikalisch umrahmt wurde die Messe von der Bläsergruppe der Musikkapelle Saltaus.

Da der Obmann des Bezirkes Burggrafenamt des Südtiroler Heimatbundes krankheitsbedingt entschuldigt war, begrüßte in seinem Namen Sepp Mitterhofer, Ehrenobmann des SHB, die Anwesenden. Darunter alle 3 Landtagsabgeordneten der SÜD-TIROLER FREIHEIT, die Bürgermeisterin von St. Martin in Passeier, Frau Rosmarie Pamer, den Bezirksmajor Lorenz Puff vom Schützenbezirk Bozen, die vielen Vertretungen der Schützenkompanien und deren Hauptleute und viele andere mehr. Unter den Teilnehmern waren Delegationen aus dem Veneto, Genua, Triest, Feltre, Welschtirol, Belgien, Kärnten, Sachsen und je ein Vertreter aus Korea und Peru.

Der Bundesobmann des SHB, Roland Lang, ging in seinen Grußworten auf die jüngsten Polemiken wegen der Gedächtnisfeiern für Luis Amplatz ein. „Viel wurde über die heutige und gestrige Gedenkfeier herumpolemisiert. Ganz nach dem Motto, sag nur die halbe Wahrheit, dann musst du nicht lügen, wurde der aktive Einsatz von Luis Amplatz und vieler anderer Tiroler als Terrorismus schlechtgeredet. Außerdem sollten jene, die einen bezahlten Killer auf Menschen losschicken, wirklich nicht die Moralapostel spielen,“ stellte der Obmann klar. Außerdem, so der SHB Obmann, „Übersah man dabei aber absichtlich die Gründe, warum Familienväter zur Verteidigung Tirols bereit waren. Sie mussten handeln, als Rom die faschistische Entnationalisierungspolitik nach dem Krieg gezielt weiterführte. 1953 spricht Kanonikus Gamper bereits von einem Todesmarsch der Südtiroler …! Die einheimische Jugend findet keine Arbeit, die Einwanderung aus Italien wird weiter gefördert. Alles Tirolerische wird mit faschistischen Gesetzen geahndet. Im römischen Senat wird am 27. April 1961 ein Ausbürgerungsgesetz beschlossen mit dem Ziel, etwa 10.000 missliebige Südtiroler aus ihrer Heimat zu vertreiben. Bevor es durch die Kammer Gesetz wurde, handelten die Südtiroler …. !“ Der Obmann beendete seine Rede mit einer Absage an jede Gewaltanwendung: „Die heutigen zeitgemäßen Waffen sind die Menschenrechte! Und unsere größten Verbündeten sind all jene Völker in Europa, die sich auch nach der Freiheit sehnen. Im Verbund mit Ihnen können wir es schaffen, wieder frei zu werden.“

Eva Klotz sagte in ihrer Gedenkrede für Amplatz: „Das, was auf den Tag genau vor 50 Jahren hier geschehen ist, wäre wohl nie ans Tageslicht gekommen, wenn alles wie geplant abgelaufen wäre: In diesem Heuschupfen wären zwei Tote aufgefunden worden, Luis Amplatz und Jörg Klotz, die nach offizieller Darstellung bei einem Feuerwechsel mit den Carabinieri ums Leben gekommen wären! Bei der Obduktion wäre festgestellt worden, dass beide von Schüssen aus einer Beretta Kaliber 9
Millimeter, der Dienstwaffe der Carabinieri tödlich getroffen waren.
Damit hätte sich alles erledigt gehabt, keiner hätte Grund gehabt, an dieser Darstellung zu zweifeln! Aber es war nicht so gelaufen! Luis Amplatz war tot, Georg Klotz hat aber überlebt, und so ist die
Wahrheit ans Tagewslicht gekommen: Es war ein Mord im Auftrag des Staates Italien, ausgeführt durch einen gedungenen Killer, Christian Kerbler, der deshalb in Italien zwar verurteilt, aber nie der Strafe zugeführt worden ist!
Dass dieses Verbrechen von offizieller italienischer, österreichischer und Südtiroler Seite bis heute totgeschwiegen wird, zeigt nicht nur, wie peinlich es allen ist, sondern auch, wie sehr Politik und Justiz versagt haben!“.

Der Bezirksmajor von Bozen Lorenz Puff führte die Heldenehrung durch. Dabei sagte er über die Freiheitskämpfer „ … – Ihre Opferbereitschaft und Ihr Einsatz für unsere Heimat soll uns Vorbild sein. Wir werden weiterhin für unser gemeinsames Ziel kämpfen, damit Euer Opfer nicht umsonst war und unsere Kinder als Tiroler weiterleben können.“

Eine gekonnt durchgeführte Ehrensalve von der Ehrenformation der Schützenkompanie St. Martin in Passeier und Riffian unter Leitung von Hauptmann Armin Oberprantacher hallte dann wie ein einziger Schuss durch das Passeiertal.

Daraufhin spielte die Bläsergruppe Saltaus das Lied vom guten Kameraden, bei der zwei Kränze zu Ehren von Luis Amplatz an seinem Marterle niedergelegt wurden. Es folgte die Bundeshymne, die österreichische Staatshymne und die Dankesworte vom Ehrenobmann des SHB, Sepp Mitterhofer.

Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes

 

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