Heimatbund zieht Bilanz – Tätigkeitsbericht 2012

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shb_bundesausschuss_suedtiroler_heimatbund_2011.jpgAuch dieses Jahr scheinen im Tätigkeitsbericht des Südtiroler Heimatbundes neben der Teilnahme am Freiheitsmarsch und der Jahresversammlung leider auch traurige Ereignisse auf. So gaben wir den Freiheitskämpfern Rosa Klotz und Othmar Plunger sowie dem politischen Häftling Dr. Josef Sullman das letzte Geleit. Der Jahresausflug nach Sexten stärkte die Kameradschaft im Bund und die alljährliche gemeinsame Gedenkfeier am 8. Dezember beendete das Jahr 2012, so der Obmann Roland Lang. Dem Bundesauschuss für seine gute Zusammenarbeit, Hans Stampfl für die Pflege der Gedenktafel in St. Pauls, sowie Werner Thaler für die Betreuung des Internetauftritts des SHB sei auch dieses Jahr herzlichst gedankt!

Bereits am 7. Jänner nahm der Ehrenobmann des SHB, Sepp Mitterhofer bei
der Gedenkfeier zu Ehren des fünfzigsten Todestages des
Freiheitskämpfers Anton Gostner als Gedenkredner teil.
Mitterhofer war
mit Gostner im Kerker und erlebte dessen Tod hautnah mit.
Mitte März
stellte der SHB klar, dass Italien keine offizielle Staatshymne hat, da
das Mameli- Lied niemals als Staatshymne, wie zum Beispiel die
Trikolore, erhoben wurde. Der blutrünstige Text dieses 1847 gedichteten
Kriegsliedes gegen Österreich ist nur zeitbezogen aus der damaligen
Kampfbegeisterung seines Dichters Goffredo Mameli erklärbar. Der
schwülstige Kampfgesang ist in Wahrheit nie italienische Staatshymne
gewesen und ist es bis heute nicht.

Zur doppelten Staatsbürgerschaft hieß es in einer Stellungnahme Ende März:
„Mit
den Fachleuten Univ.-Prof. Dr. Walter Obwexer, DDr. Karl Zeller und Dr.
Gerhard Hesse, die im Rahmen einer Sitzung des
Südtirol-Unterausschusses bestätigten, dass es rechtlich möglich ist,
den Südtirolern auf Anfrage auch die österreichische Staatsbürgerschaft
zu verleihen, sind nun die österreichischen Parteien gefordert, zu
zeigen, dass Südtirol ihnen immer noch ein Herzensanliegen ist!“

Mit aller Kraft unterstützte der Bund den Freiheitsmarsch am 14. April in Bozen. In einer Presseerklärung stellte er fest:
"Bekanntlich greifen Staaten genau dann auf ausufernden Nationalismus zurück, wenn sie sich in einer Abwärtsspirale befinden
Es
ist an der Zeit, klar zu zeigen, dass wir uns für unsere Heimat
Südtirol eine andere, eine bessere Zukunft wünschen: Eine Zukunft ohne
Rom. Aus diesem Grund unterstützt der Südtiroler Heimatbund die
Protestkundgebung "Ohne Rom in die Zukunft" und ruft alle Südtiroler
auf, daran teilzunehmen.“


Am 5. Mai trafen sich die Mitglieder
zur 38. Bundesversammlung des Südtiroler Heimatbundes.
Der Gedenkminute
folgte der Bericht des Obmannes. Der Jungpolitiker und Gastredner
Benjamin Pixner erklärte in seinem Referat:
„Müssen wir wirklich die Melkkuh für diejenigen sein, mit denen wir eigentlich nichts gemeinsam haben?
Wir
lehnen den Staat nicht nur wegen der sich abzeichnenden finanziellen
Belastungen ab, für uns spielen andere Werte eine große Rolle.

Mag sein, dass es uns noch „gut geht“, wie einige Träumer predigen, wobei diese Worte nun immer weniger fallen.
Denken
wir an unsere Kinder, die eine lebenswerte und gesicherte Zukunft in
einem starken Land haben sollen. Unsere heutige Generation muss und kann
in diesem Land für diese Kinder Geschichte schreiben.“


Im Mai
fand außerdem in Bozen am Muttertag ein nationalistischer
Alpiniaufmarsch
statt, der mit Kriegsfahne, tausenden Trikolorefahnen,
Panzern und Kanonen zeigen wollte, wer der Herr im Hause ist. Nach dem
Wochenende war der Spuk gottseidank vorüber. Er wurde vom Südtiroler
Heimatbund heftig kritisiert!

Der Herz Jesu Sonntag wurde mit
einem Denkanstoß versehen. Er ist keine Grillparty oder ein
„Zwischenspiel“ der Fußball-Europameisterschaft und das Abbrennen der
Feuer keine Tourismusattraktion.
Das Singen von Tiroler Liedern und der
Blick in die Täler unserer Heimat sollten uns vielmehr daran erinnern,
dass ein Teil Tirols noch immer  unfrei ist. Die Zeiten haben sich
geändert, keine illegalen Aktionen bringt uns die ersehnte Freiheit,
sondern der Einsatz eines jeden von uns zur Erreichung des
Selbstbestimmungsrechtes.

Der alljährliche Tagesausflug führte
die Mitglieder nach Sexten und damit in das Frontgebiet des ersten
Weltkrieges.
Eine Ausstellung über den 1. Weltkrieg, das Totentanzfresko
und die Besichtigung der Innicher Stiftskirche standen auf dem
Programm. Die Organisation hatten Verena Obwegs, Christa und Maria
Senfter übernommen, -herzlichen Dank dafür-, auch Dr. Egon Kühebacher
und Hartmuth Staffler für die Begleitung und den vielen Informationen.

Am
30. Juni mussten wir die Freiheitskämpferin Rosa Klotz zu Grabe tragen.

Mehr als 700 Menschen folgten dem Sarg dieser Tiroler Mutter. Sepp
Mitterhofer erklärte in seiner Würdigung vor ihrem offenen Grab:
„Rosa
Klotz die Kämpferin an der Seite ihres Mannes Jörg, ist für uns alle
ein leuchtendes Beispiel einer starken Frau und Mutter! Vor allem unsere
Politiker sollten sich ein Beispiel an ihr nehmen, was man aus Liebe
zur Heimat und Überzeugung für die gute Sache alles leisten und bewegen
kann“


Ein kleiner Erfolg im August war die Ausmerzung des Namens
„Maso Gelato“ für den Eishof im hintersten Pfossental.
Der erfundene
Name war wahrscheinlich in einem Landesamt nach dem zweiten Weltkrieg
erfunden worden und wurde bereits auf den Schildern des Nationalparks
gebraucht. Dank der Intervention des Heimatbundes trägt der hinterste
Bauernhof im Pfossental nun weiterhin nur den historisch gewachsenen
Namen  „Eishof“.

Einen „Stunk“ gab es auch um die Verleihung der
Tiroler Verdienstorden
, nachdem der SHB – Obmann den Verleihungsmodus
offen kritisiert hatte. Auch die Tageszeitung Zett griff die Sache in
einen großen Artikel auf. Es bleibt abzuwarten, ob sich nun etwas ändern
wird.

Gegen einen Orden für Staatspräsident Napolitano
protestierte der SHB am 5. September in Meran.
Er wollte durch diese
Aktion aber vor allem darauf hinweisen, dass sich der Präsident des
italienischen Staates keinen Verdienstorden Süd-Tirols verdient hätte,
solange es noch immer Süd-Tiroler Freiheitskämpfer gibt, die von Italien
politisch verfolgt werden und deshalb fernab der Heimat im Exil leben
müssen. Giorgio Napolitano hätte es in der Hand, endlich die längst
überfälligen Begnadigungen auszusprechen und damit einen Schlussstrich
unter dieses leidvolle Kapitel der Süd-Tiroler Geschichte zu ziehen. Ein
Orden ist stets eine Ehrauszeichnung und gleichzeitig ein Dank für eine
geleistete Tätigkeit. Wofür soll sich Süd-Tirol jedoch bei Italien
bedanken? Für die unfreiwillige Annexion?

Den Vorschlag einer
Großkundgebung wie 1957 auf Schloss Sigmundskron
wegen der tagtäglichen
Beschneidung der Rechte der Südtiroler unterbreitete der SHB anfangs
September allen Parteien und Bewegungen:

„Eine Großkundgebung in
Sigmundskron wie 1957 soll der Regierung Monti die Haltung Südtirols
entschieden aufzeigen. Dazu ruft der überparteiliche Südtiroler
Heimatbund die deutschen Parteien in einer Presseaussendung und einem
Brief auf. Die Regierung breche ungerührt geltende Verträge und
Verpflichtungen, um sich beim Schuldenabbau aus der Landeskasse zu
bedienen. Der vertragsbrüchigen Regierung solle klargemacht werden, dass
Südtirol nicht mit sich spielen lasse. Dies sei ein Gebot der Stunde.“

Die SVP lehnte ab!

In
einer eindrucksvollen Gedenkfeier gedachten auch dieses Jahr am 8.
Dezember in St. Pauls/ Eppan mehr als 1.500 Schützen und viele
Zivilisten des Freiheitskämpfers Sepp Kerschbaumer und seiner Kameraden.

Zahlreiche Landtagsabgeordnete und Funktionäre aller Parteien und
Bewegungen nahmen an der Gedächtnisfeier teil. Auch der Dritte Präsident
des österreichischen Nationalrates, Dr. Martin Graf, der
Nationalratsabgeordnete und Südtirolsprecher der FPÖ, Werner Neubauer
und der Südtirol-Sprecher der ÖVP, Nationalratsabgeordneter Hermann Gahr
ehrten die Südtiroler Freiheitskämpfer mit ihrer Anwesenheit. Auch der
Altlandeshauptmann von Nordtirol, Wendelin Weingartner nahm an der
Gedenkfeier teil. Die Gedenkrede hielt der ehem. Freiheitskämpfer
Sigmund Roner.
In seiner Begrüßung erklärte der Obmann des Südtiroler Heimatbundes:


… In jedem Menschen schlummert der Wunsch nach Freiheit. Diesen in
unseren Tiroler Mitbürgern zu wecken, muss unser Ziel sein. Denn Tirol
ist unsere Heimat und wir dürfen den Zug der Freiheit, in dem Basken,
Katalanen, Schotten, Veneter und andere Völker schon eingestiegen sind,
nicht versäumen.“

Eindringlich waren auch die Abschlussworte des Landeskommandanten der Schützen Elmar Thaler bei der Gedächtnisfeier:

„Wenn
nicht alle Zeichen trügen, dann ist es in unserer Zeit auch 5 vor
Zwölf. Glücklicherweise allerdings unter veränderten Vorzeichen. Fünf
vor Zwölf für das Ziel vieler Freiheitskämpfer von damals, fünf vor
Zwölf für die Freiheit unserer Heimat. Fünf vor zwölf, wenn wir nur dem
Ausspruch von Prof. Felix Ermacora gerecht werden wenn er meint: "Keine
Macht der Erde kann einem Volk auf die Dauer die Selbstbestimmung
vorenthalten, auch Italien den Südtirolern nicht, aber wollen und
verlangen muss man sie!" Mit diesen Worten wollen wir uns wieder
aufmachen, nach Hause, zurück in unsere Dörfer und Städte, auf in ein
neues Jahr, das uns unter großem Einsatz unserem Ziel wieder ein Stück
näher bringen wird, bringen muss.“

Die Gedenkfeier wird alljährlich gemeinsam vom Südtiroler Heimatbund und vom Südtiroler Schützenbund organisiert.

Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes

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