Leserbrief zum Artikel „Die weggebombte Selbstbestimmung“ in der FF vom 04.01.07 v. Günther Pallaver

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{mosimage}„Die Bumser haben Südtirol nicht geholfen, sondern geschadet und die Selbstbestimmung weggebombt.“ Worte von Rolf Steininger. Als Antwort möchte ich auf Zitate von drei Landeshauptleuten verweisen. Magnago sagte 1976 auf der SVP-Landesversammlung in Meran u.a.: „Es ist eine Tatsache, dass die Anschläge der sechziger Jahre wesentlich zur Erreichung des zweiten Autonomiestatutes beigetragen haben.“ Durnwalder sagte 1996 bei einer Einladung der politischen Häftlinge auf Schloss Tirol, „dass wir den heutigen Wohlstand Euch Häftlingen zu verdanken haben.“ Weingartner sagte 1997 bei einem Treffen der Südtirol-Aktivisten in Innsbruck: „Euch haben wir es zu verdanken, dass Südtirol heute eine Autonomie hat, die sich sehen lassen kann.“ Sind das alles unüberlegte Äußerungen von solchen Persönlichkeiten, um vielleicht Kapital daraus zu schlagen? Ich glaube es nicht!

Es stimmt, dass wir nicht für die Autonomie gesprengt haben, sondern für die Selbstbestimmung. Dass nach der Feuernacht bei den Verhandlungen niemand mehr über die Selbstbestimmung gesprochen hat, ist leicht zu erklären: Die Italiener hatten kein Interesse daran, die Österreicher leider auch wenig und die Südtiroler hatten Angst.

Dass die Anschläge die italienisch-österreichischen Verhandlungen sprengen sollten, wie Pallaver schreibt, stimmt nicht, sie sollten den Ruf des Volkes nach Selbstbestimmung unterstützen! Die außerordentliche Landesversammlung der SVP von 1960 sollte daraufhin mit Hinweis auf die gescheiterten Verhandlungen die Selbstbestimmung fordern, wie Pallaver weiter schreibt. Wie sollte das geschehen, Herr Pallaver, wenn 95 % der Anschläge erst nach dieser Landesversammlung von 1960 durchgeführt wurden?

Laut Pallaver glaubt Steininger tatsächlich: „Ohne Anschläge wäre damals vielleicht noch etwas Bewegung in die Debatte (Selbstbestimmung) gekommen, mit den Anschlägen sei dieses Thema definitiv begraben worden.“ Nur mit Verhandlungen ohne Druck von irgendeiner Seite läuft in Italien überhaupt nichts. Das sollte auch Theoretiker Steininger endlich begreifen, aber praktische Erfahrungen hat er keine und außerdem sitzt er im Trockenen.

Steininger behauptet auch, dass Scelba die Neunzehner Kommission schon vor der Feuernacht in Gespräch brachte. Magnago sagte dazu: „Da müsste ich als Parteiobmann der SVP auch einmal etwas davon gehört haben.“ Viktoria Stadlmayer schreibt 1962 in einem Memorandum: „Die Neunzehner Kommission und ihre positive Aufnahme in Südtirol ist kein Erfolg der Bombenpolitik, sondern ein Sieg Italiens.“ (Tatsächlich wurde dadurch das Südtirol-Problem von der internationalen Ebene auf die nationale verschoben.)

Neue Attentate bezeichnete Stadlmayer als „verheerend auf unser weiteres Vorgehen“. Wenn man dies jetzt im Nachhinein betrachtet, kann man sagen, dass dies so auch nicht stimmt. Allerdings muss man hier den Südtiroler Verhandlern auch Anerkennung zollen, weil sie vom Paket die „zuviel“ gepriesene Autonomie daraus gemacht haben. Heute hat sich diese Errungenschaft ins Gegenteil verkehrt. Volkstumspolitisch und wirtschaftlich geht es wieder bergab!

Ich frage mich nur, warum wird diese alte Suppe von Steininger wieder aufgewärmt? Will man der neuen (alten) Selbstbestimmungsbewegung das Wasser abgraben?

Sepp Mitterhofer
Meran-Obermais

Meran, 08.01.2007

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