Rede des Obmannes des Heimatbundes, Roland Lang, auf der Brunner Mahder

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Liebe Anwesende, viel wurde über die heutige und gestrige Gedenkfeier herumpolemisiert. Ganz nach dem Motto, sag nur die halbe Wahrheit, dann musst du nicht lügen, wurde der aktive Einsatz von Luis Amplatz und vieler anderer Tiroler als Terrorismus schlechtgeredet. Außerdem sollten jene, die einen bezahlten Killer auf Menschen losschicken, wirklich nicht die Moralapostel spielen.

Dabei übersah man aber absichtlich die Gründe, warum Familienväter zur Verteidigung Tirols bereit waren. Sie mussten handeln, als Rom die faschistische Entnationalisierungspolitik nach dem Krieg gezielt weiterführte. 1953 spricht Kanonikus Gamper bereits von einem Todesmarsch der Südtiroler …..! Die einheimische Jugend findet keine Arbeit, die Einwanderung aus Italien wird weiter gefördet. Alles Tirolerische wird mit faschistischen Gesetzen geahndet. Im römischen Senat wird am 27. April 1961 ein Ausbürgerungsgesetz beschlossen mit dem Ziel, etwa 10.000 missliebige Südtiroler aus ihrer Heimat zu vertreiben. Bevor es durch die Kammer Gesetz wurde, handelten die Südtiroler ….!

Diesen mutigen Frauen und Männer verdankt Südtirol, bzw. ganz Tirol, dass es ein Tirolbewußtsein überhaupt noch gibt. Sie haben für ihren Einsatz Freiheit, Besitz und sogar ihr Leben eingesetzt. Stellvertretend für sie alle seien hier Franz Höfler, Sepp Kerschbaumer, Toni Gostner, Jörg Klotz, Kurt Welser und Luis Amplatz genannt.

Ein besonders tragisches Ende nahm das Leben von Luis Amplatz. Vor genau 50 Jahren, am 7. September 1964, wurde er in dieser Almhütte feige im Schlaf erschossen. Auch Luis Amplatz hatte wie Andreas Hofer seinen Raffl gefunden. Im gleichen Tal, nur auf der gegenüberliegenden Bergseite wurde auch Hofer auf der Pfandler Alm Opfer eines Verräters. Belohnt durch schmutziges Besatzergeld!

Die Schüsse von Christian Kerbler auf die schlafenden Freiheitskämpfer aus einer italienischen Pistole bringen Amplatz den Tod, Klotz kann sich schwer verletzt mit einem Gewaltmarsch in Sicherheit bringen.

Kerbler wird am 21. Juni 1971 von einem Schwurgericht in Perugia in Abwesenheit zu 22 Jahren Haft verurteilt. Am 9. Juni 1972 bestätigt das Berufungsgericht das Urteil. Am 14. Jänner 1973 wurde dann die letztinstanzliche Verurteilung Kerblers rechtskräftig!

Da eine nicht verbüßte Strafe in Italien nach 30 Jahren verjährt (Außer lebenslänglich) ist Kerbler seit dem 14. Jänner 2003 in Italien zwar ein verurteilter Mörder, aber ein freier Mann.

Das heißt im Klartext, wenn er in Bozen am Waltherplatz aufgegriffen wird, so muss er in der Quästur einige Papiere unterschreiben und darf wieder gehen. Sieht so Gerechtigkeit aus?

Da aber Mord nach österreichischem Recht nicht verjährt, könnte Kerbler, sollte er in Österreich gefasst werden, für seine Tat verurteilt und in den Kerker müssen. Wir fordern Gerechtigkeit für den Mord an Luis Amplatz!

Stellvertretend für alle Frauen und Mütter, die ebenfalls für die Freiheit Tirols größte Opfer gebracht haben, sei hier an eine von ihnen erinnert. Rosa Ebner, angeklagt wegen eines patriotischen Leserbriefes, sagte am 26. Jänner 1966 dem Richter in Mailand ohne Rücksicht auf ihr eigenes Schicksal mutig ins Gesicht:
„Ich bekenne mich zur Idee des Freiheitskampfes, und zwar so lange, bis der Fortbestand unserer Volksgruppe gesichert ist!“

Natürlich haben sich die Zeiten geändert.

Aber der Freiheitskampf der Tiroler endet nicht im Jahre 1809, auch nicht 1919 oder 1945. Er ist nach wie vor im Gange, ob man es wahrhaben will oder nicht. Nur die Waffen haben sich geändert. So wie die Zeiten der Sensen, Stutzen und des Dynamits vorbei ist, so gehört hoffentlich bald auch jene der Paketautonomie und des andauernden Nachgebens der Vergangenheit an.

Die heutigen zeitgemäßen Waffen sind die Menschenrechte! Und unsere größten Verbündeten sind all jene Völker in Europa, die sich auch nach der Freiheit sehnen. Im Verbund mit Ihnen können wir es schaffen, wieder frei zu werden.

Damit führen wir das Ziel aller Freiheitskämpfer weiter, die sich mit ganzem Herzen für Tirol eingesetzt haben. Und Luis Amplatz wird mit Stolz von da oben auf uns herunterschauen.

Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbundes


Brunner Mahder am 7. September 2014

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