Offener Brief an Heinrich Klier

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{mosimage}Nachdem sich Heinrich Klier schon öfters in der Presse wegen der Wiedervereinigung Tirols zu Wort gemeldet hat, sehe ich mich als ehemaliger Mitstreiter und politischer Häftling gezwungen, dasselbe zu tun. Heinrich Klier ist Schriftsteller und weiß sehr wohl was er sagt, darum kommt die Entschuldigung etwas spät. Wenn sie glaubwürdig sein sollte, dann hätte er vor den Protesten seiner ehemaligen Mitkämpfer die Aussagen richtig stellen müssen.

Dass die Nordtiroler Freiheitskämpfer perfekte Guerillas gewesen seien, darüber lässt sich streiten, denn sie lebten im freien Tirol, wir hingegen im besetzten Tirol und kämpften an vorderster Front. „Mit der Geheimhaltung hat es bei den Südtirolern leider gehapert“, schreibt Klier bei seiner Entschuldigung. Lieber Heinz, dann wären wir aber schon vor der Feuernacht aufgeflogen, nicht erst, nachdem wir denunziert und gefoltert wurden. Dass die Folterungen den Wandel in der italienischen Politik erzwungen hätten wie Klier glaubt, ist mir neu, mit dieser Meinung steht er wohl alleine da.

Die Tiroler Tageszeitung vom 28.11. schreibt, dass Klier die Umfrage des Südtiroler Heimatbundes für fragwürdig hält und er in einer Wiedervereinigung keinen Sinn sieht: „Südtirol würde die Finanzhoheit verlieren, die haben wir in Nordtirol gar nicht.“ Scheinbar weiß Klier gar nicht, dass auch wir sie nicht haben, sondern nur fordern.

Wenn er die Umfrage des Heimatbundes (durchgeführt hat sie das Soffi-Institut in Innsbruck) anzweifelt, dann können wir das bei der Umfrage der Tiroler Tageszeitung ebenso tun. Wenn Klier und nach ihm Landeshauptmann van Staa in der Wiedervereinigung keinen Sinn sehen, so ist das wohl ihre Sache. Aber man sieht, dass beide kein Gespür haben für unseren täglichen Kampf um unsere Tiroler Kultur und Identität! Sie sitzen im Trockenen und betrachten das Südtirolproblem aus sicherer Distanz und vor allem durch die Wohlstandsbrille. Unser viel gepriesener Wohlstand bröckelt bereits und viele Betriebe und Bürger stöhnen unter der Steuerlast.

Aber unser großes Problem ist der Tiroler Identitätsverlust und die Assimilierung, sie schreitet unaufhaltsam fort. Klier glaubt, dass bei anhaltender guter Wirtschaftslage auch die demographische Linie der deutschen Bevölkerung weiter nach oben führen werde. Da täuscht er sich aber gewaltig, das Gegenteil ist leider der Fall. Klier soll einmal hereinkommen und ein Jahr in Südtirol leben, dann werden ihm die Augen aufgehen.

Ich bin jedenfalls schwer enttäuscht über die unqualifizierten Äußerungen eines ehemaligen Mitstreiters, der uns damit in den Rücken fällt!

Sepp Mitterhofer, Meran-Obermais
ehemaliger politischer Häftling

Meran, 30.12.2006

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