„Der Wahrheit ein großes Stück näher“ – Hubert Speckners Buch über die Porzescharte nun auch auf Italienisch

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Nun liegt es auch in italienischer Form vor: Über das Attentat auf der Porzescharte vom 25. Juni 1967, wo vier italienische Militärangehörige ums Leben kamen, hat der österreichische Militärhistoriker Hubert Speckner ein Buch geschrieben. 2013 erschien es unter dem Titel „Zwischen Porze und Roßkarspitz …“ – Der „Vorfall“ vom 25. Juni 1967 in den österreichischen sicherheitsdienstlichen Akten. Das Buch sorgte damals, wie zu erwarten, für eine neuerliche Diskussion über die Frage, ob die seinerzeit verurteilten vier Personen (Norbert Burger, Peter Kienesberger, Erhard Hartung, Egon Kufner) tatsächlich auch die Schuldigen sind.

Neue Impulse gibt der Diskussion sicher auch die nunmehr vorliegende italienische Fassung des Buches, die am 10. September in Bozen vorgestellt wurde. Der Titel lautet La Strage del Passo di Cima Vallona – Il „fatto“ del 25 giugno 1967 archiviato negli atti degli organi di sicurezza austriaci. Die Buchvorstellung wurde umrahmt von einer Diskussionsrunde, die vom Südtiroler Historiker und Journalisten Christoph Franceschini moderiert wurde. Die übrigen Teilnehmer waren der ehemalige Kulturlandesrat Bruno Hosp, die ehemalige Landtagsabgeordnete Eva Klotz, der Wiener Staatsarchivar Gerhard Artl, der ehemalige Botschafter Luigi Vittorio Graf Ferraris sowie der Südtiroler Historiker Leopold Steurer. Unter den Zuhörern fanden sich gleichermaßen Deutsche wie Italiener, was auch in der politischen Vertretung seinen Niederschlag fand: Bernhard Zimmerhofer (Süd-Tiroler Freiheit), Carlo Vettori (Lega Nord Bozen).

Der Autor Hubert Speckner erläuterte in seiner Einführungsrede, was ihm im Zuge seiner Recherchen besonders wichtig erschien: 1. Das genaue Studieren des sicherheitsdienstlichen Aktenmaterials. 2. Die persönliche Befragung der Zeitzeugen inklusive der Verurteilten. 3. Die akribische Erkundung des Tatortgeländes.

Die Positionen der Diskutanten wichen mitunter erheblich voneinander ab. Andererseits bestand auch große Einigkeit, besonders in dem Anliegen, dass der italienische Staat endlich, so wie in Österreich bereits geschehen, die Akten freigeben solle. Bruno Hosp meinte in diesem Zusammenhang: „Auch die Italiener haben das Recht, von gewissen Zweifeln erlöst zu werden.“ Ähnlich die Aussage von Eva Klotz: „Auch italienische Historiker und Journalisten haben Interesse daran, dass die ganze Wahrheit ans Tageslicht kommt.“ Ebenso Gerhard Artl: „Die italienische Seite ist herzlichst eingeladen, die Akten zu öffnen, um die Wahrheit ans Tageslicht zu bringen. Es wäre reizvoll, mit den italienischen Soldaten und Historikern eine Geländebegehung zu unternehmen.“

Die Rolle des „Advocatus diaboli“ übernahm Leopold Steurer: „Je öfter ich das Buch durchblättere, umso mehr kommen mir Zweifel an den dargelegten Thesen“. Zu einer Verschwörungstheorie über die Verwicklung des italienischen Geheimdienstes in das Attentat möchte sich Steurer nicht hinreißen lassen. Eine Position zwischen Steurer und den übrigen Diskutierenden nahm Christoph Franceschini ein: „In Manchem stimme ich mit dem Buch überein, in Manchem stimme ich überhaupt nicht überein. Aber es kommt zum Ausdruck, dass mit der offiziellen Aufarbeitung des Vorfalls etwas nicht stimmt.“

Luigi Vittorio Graf Ferraris resümierte: „Ich glaube, die Arbeit von Speckner ist ehrlich, aufrichtig, wichtig und nützlich. Gleichzeitig ist sie jedoch einseitig, weil die italienischen Akten noch nicht geöffnet sind.“

Es steht außer Zweifel, dass Hubert Speckner mit seinem Werk der Wahrheit ein Stück näher gekommen ist. Nun liegt es, so der Autor in seiner Schlussrede, an den Italienern, die österreichische Darstellung zu lesen und den Fall auf der Grundlage des italienischen Archivmaterials auch aus italienischer Sicht zu beleuchten. Die Wahrheit dürfe weder verhindert noch gescheut werden.

Die Verteilung der Bücher in italienischer Sprache hat der Südtiroler Heimatbund übernommen. Sie können direkt beim Obmann des SHB unter roland.lang@mail.de angefordert werden.

Für den Südtiroler Heimatbund

Dr. Cristian Kollmann

 

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Ein Kommentar

  1. Sr. Manuela Drexler OCD. on

    Das ist ein großartiger Fortschritt, dass jetzt auch Italiener das Buch lesen können. Ich hoffe nur, dass es nicht mehr so lange dauert, bis die italienischen Akten freigegeben werden. Auch würde ich eine gemeinsame Inspektion des Tatortes sehr begrüßen. Auch Italiener haben ein Recht auf Wahrheit. Luigi Vittorio Graf Ferraris Kommentar finde ich hervorragend. Das wertet auf keinen Fall die mühselige Arbeit von Herrn Speckner ab, sondern zeigt sein eigenes Leid bei der Arbeit auf.

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