Kaum zu glauben, aber wahr: Wenige Monate nach der sogenannten „Südtiroler Option“ und der italienisch-faschistischen Militäraktion gegen die Balkanstaaten wurde im Auftrag des Duce Benito Mussolinis in Blumau, unweit der Stadt Bozen, der zwölf Hektar große Wirtschaftskomplex der ehemaligen Brauerei Blumau-Vilpian in ein italienisches Konzentrationslager umgestaltet.
In den bisher streng verborgen geblieben amtlichen Depeschen und Dokumenten des italienischen Innenministeriums und der faschistischen Präfektur von Bozen wurde dieses Lager ausdrücklich als KZ-„Campo di concentramento di Prato Isarco“ bezeichnet. Zuweilen wurden in diesem Lager bis zu 400 in Nordafrika festgenommene englische, australische, indische, neuseeländische Soldaten der Alliierten eingesperrt.
Nach dem italienischen Russlandfeldzug wurden hier auch Angehörige der Sowjetarmee interniert. Im KZ-„Campo Isarco“ wurden außerdem auch aus den von den Italienern widerrechtlich besetzten Balkangebieten verschleppte Zivilisten festgehalten, darunter zahlreiche Minderjährige und alte Menschen. Gefangene serbische Regimegegner wurden unter anderem für Schwerarbeiten zum Bau des Virgltunnels eingesetzt.
Daran, dass die Häftlinge ihrer Freiheit beraubt waren, ließen Stacheldraht, schwarze Milizen und Polizei und tägliche Appelle keinen Zweifel aufkommen. Für die Freilassung der Kriegsgefangenen und Zwangsinternierten im KZ „Prato Isarco“ hatten sich im Besonderen der Vatikan mit Papst Pius XII. an der Spitze und dessen Emissäre und das Internationale Rote Kreuz mit Sitz in Genf eingesetzt.
Den Beleg über die Existenz dieses Lagers und die engen Zusammenhange mit den damaligen dramatischen Ereignissen in Südtirol liefert eine vom Buchautor Günther Rauch akribisch recherchierte und aufwendig zusammengetragene Dokumentation.
Der Südtiroler Heimatbund hat nun dieses umfassende Werk mit dem Titel „Italiens vergessenes Konzentrationslager ‚Campo d’Isarco‘ bei Bozen (1941-1943)“ aufgegriffen und mit Zustimmung des Autors in Buchform veröffentlicht. Das reich bebilderte Werk wird anlässlich der am 8. September um 17.00 Uhr in Blumau stattfindenden Enthüllung und Einweihung des KZ-Gedenksteines vorgestellt.
Das genaue und umfangreiche Programm der vom Südtiroler Heimatbund, dem Heimatpflegeverein Karneid, den Südtiroler Schützenkompanien Gummer, Karneid und Steinegg sowie der Gemeinde Karneid getragenen und gestalteten Veranstaltung wird noch termingerecht bekannt geben.
Auch im Auftrag der Südtiroler Schützenkompanien, Heimatpflegeverein Karneid und der Gemeinde Karneid.
Roland Lang
Obmann des Südtiroler Heimatbunde